Pflege und Erhalt von Streuobstwiesen und Halbtrockenrasen

Verbuschte Streuobstwiese (© LPV Saaletal)

Traditionell wurde im Saaletal an vielen Hängen Obst angebaut. Alte, fast in Vergessenheit geratene, wohlschmeckende Obstsorten sind in den zum Teil zugewachsenen und nicht mehr gepflegten Streuobstbeständen zu finden. Typische Streuobstwiesen sind durch Hochstämme verschiedener Obstsorten und Altersklassen, sowie extensiv genutzte arten- und blütenreiche Grünländer unter den Bäumen gekennzeichnet. Auch schon teilweise abgestorbene Bäume und Bäume mit Höhlen sind anzutreffen. In den alten Bäumen werden von Spechten Nisthöhlen gezimmert. Neben den Spechten gibt es eine Reihe von Folgenutzern dieser Höhlen. So siedeln sich hier seltene und gefährdete Vogelarten wie z.B. Wiedehopf (Upupa epops), Steinkauz (Athene noctua) und Wendehals (Jynx torquilla) an. Viele dieser Folgenutzer sind auf die in Streuobstwiesen noch vorhandenen Strukturen aus lockerem Baumbestand und eine kurzrasige Vegetation angewiesen. Neben Vögeln werden die Höhlen auch von Säugetieren, wie z.B. Abendsegler (Gattung Nyctalus), Garten- und Siebenschläfer (Eliomys quercinusGlis glis) und von gefährdeten Insekten, wie z.B. der imposanten aber doch recht friedlichen Hornisse (Vespa crabro) und Ohrwürmern (Dermaptera), als Wohnstätte genutzt (BIEWALD und PRETSCHER 1996). Mit der Ausräumung der Landschaft wurden Streuobstwiesen häufig ein letzter Rückzugraum für diese Arten. Mit dem Auflassen und teilweise Beseitigen der Obstwiesen leiden sie nun zunehmend an Lebensraumverlust. Durch den Schutz und die Erhaltung dieser alten Kulturlandschaft können die Arten unterstützt werden.

Gepflegte Streuobstwiese (© LPV Saaletal)

Diese blütenreichen Biotope und äußerst wertvollen Lebensräume sowie kulturhistorischen Landschaftselemente gilt es dringend zu erhalten und zu schützen. In vielen Bereichen des Unteren Saaletals kann der alte Baumbestand der Streuobstwiesen noch mit einem Pflegeschnitt vor dem Auseinanderbrechen bewahrt werden. Durch die Pflege (Mahd oder Beweidung) der ehemals oft sehr artenreichen Halbtrockenrasen, welche sich häufig unter den Bäumen befinden, können auch diese wieder in blütenreiche Bestände verwandelt werden.

Saalehang mit Trockenrasen bei Rothenburg (© LPV Saaletal)

Auch auf vielen, früher beweideten Hangbereichen und unwegigen Grünlandflächen haben sich über jahrzehnte- und jahrhundertelange Weidenutzung artenreiche Trocken- und Halbtrockenrasenbestände entwickelt. Trockene Magerstandorte gehören zu den artenreichsten Lebensgemeinschaften in Mitteleuropa (vgl. PLACHTER 1991). So werden für naturnahe Kalk- Trockenrasen (FFH-Lebensraumtyp 6210) 95 Gefäßpflanzen, 19 Moose, 4 Flechten als charakteristische Pflanzenarten sowie 5 Säugetierarten, 3 Vogelarten, 2 Kriechtierarten und über 280 weitere Tierarten und phytoparasitische Pilze genannt (JÄGER & FRANK 2002). Viele dieser Tier- und Pflanzenarten sind an die besonderen Standortbedingungen dieser Trockenstandorte (starke Sonneneinstrahlung, hohe Temperaturen, Trockenheit, geringe Humusauflagen) angepasst und spezialisiert, so dass sie auf diese Standorte auch angewiesen sind.

Referenzen

  • Pflegeeinsätze auf Halbtrockenrasen und Streuobstwiesen: z.B. bei Rothenburg durch Entbuschungen, Pflegeschnitte sowie Nachpflanzungen von Obstbäumen in den Jahren 2007/ 2008/ 2010.
  • Aufbau und Unterhaltung einer Ziegenherde für die Landschaftspflege seit 2008.
  • Einrichtung von Ziegenstandweiden und Pflege der Flächen mit Ziegen

Quellen

BIEWALD, G. und PRETSCHER, P. (1996): Streuobstwiesen. -In: Biotope und Habitate im Dorf. –Herausgeber: Auswertungs und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (aid) e.V.. -Heft 3360/1996: S. 8

JÄGER, U. und FRANK, D. (2002): 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen). - In: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. - 39. Jahrgang 2002 Sonderheft: S. 90-101

PLACHTER, H. (1991): Naturschutz. – UTB für Wissenschaft: S. 1-410