Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (LRT 6210)
Unter diesem Lebensraumtyp sind mehrere Trocken- und Halbtrockenrasen submediterraner bis subkontinentaler Prägung zusammengefasst. Generell sind Trocken- und Halbtrockenrasen an trocken-warmen Standorten auf basenreichen Böden anzutreffen (JÄGER & FRANK 2002).
Trockenrasen sind natürliche Biotope, die häufig an Hängen aber auch auf Hochflächen mit flachgründigen und unterentwickelten Böden wie z. B. auf Muschel- und Devonkalkhalden, vorkommen. Auf basenreichen Böden extrem trockener Standorte können lückige Trockenrasen auftreten. Solche Standorte sind oft an steilen südexponierten Hanglagen zu finden. Der Hauptblühaspekt liegt meist im Frühjahr. Im Sommer erfolgt auf Grund der geringen Bodenauflage eine starke Austrocknung der Flächen. Natürliche Trockenrasen unterliegen auf Grund Ihres Standortes z.T. einer hohen Dynamik. In Bereichen mit abgehenden Schotterpartien entstehen immer wieder neue flachgründige Standorte bzw. wird Rohboden freigelegt. Solche Bereiche werden von den Trockenrasenpflanzen wieder neu besiedelt und bestehen unabhängig von einer Nutzung oder Pflege.
Trockenrasen bzw. Halbtrockenrasen, die sich auf Flächen mit etwas stärkeren Bodenauflagen etabliert haben (etwas ausgeglichenere Standortbedingungen) oder keiner natürlichen Dynamik unterliegen, können nur durch Nutzung erhalten und entwickelt werden. Die typischen Arten der Trocken- und Halbtrockenrasen sind für die Keimung und folglich für ihren langfristigen Erhalt auf kleine vegetationsfreie Flächen angewiesen. Diese entstehen zum Beispiel durch den Tritt bei einer Schaf- und/oder Ziegenbeweidung. Durch die Beweidung werden weiterhin aufkommende Gehölze verbissen und die Bildung von Streuschichten verhindert, so dass die meist relativ konkurrenzschwachen Arten der Trocken- und Habtrockenrasen nicht von Gehölzen oder Streu beeinträchtigt werden. (JÄGER & FRANK 2002)
95 Gefäßpflanzen, 19 Moose, 4 Flechten werden für die naturnahen Kalktrockenrasen als charakteristische Pflanzenarten genannt. Fünf Säugetierarten, drei Vogelarten, zwei Kriechtierarten und über 280 weitere Tierarten und phytoparasitische Pilze gelten als typisch für diesen Lebensraum (JÄGER & FRANK 2002). Viele dieser Pflanzen- und Tierarten sind für das Leben in diesem Lebensraum spezialisiert und damit an ihn gebunden.
Zum Erhalt dieser Lebensräume ist ein Management für die Pflege notwendig, welches genau auf den Standort angepasst ist. Generell ist auf den Standorten darauf zu achten, dass die Nährstoffarmut erhalten bleibt. Dieses geschieht durch den Entzug von Biomasse (z.B. durch Mahd oder Beweidung),wobei es sehr wichtig ist, dass das Schnittgut stets von der Fläche entfernt wird (auch anfallender Gehölzschnitt) und bei einer Hütebeweidung der Nachteinstand außerhalb der wertvollen Magerrasenflächen liegt. Durch die Entnahme der Biomasse wird zudem eine Verfilzung durch abgestorbene Gräser und Kräuter verhindert. Insbesondere bei einer Beweidung muss auch darauf geachtet werden, dass aufkommende dominante Hochstauden und Gehölze ggf. durch eine weitere (maschinelle oder manuelle) Nachpflege entfernt werden, da die Tiere mit unter einige unerwünschte Arten nicht oder nur bedingt fressen.
Traditionell sind Halbtrockenrasen in Sachsen-Anhalt überwiegend durch Beweidung mit Schafen und Ziegen entstanden. Flächen zur Heugewinnung waren selten, da das Mahdgut von Trocken- und Halbtrockenrasen einen geringen Nährwert und Rohproteingehalt besitzt und die Flächen für eine Mahd, auf Grund des zum Teil sehr bewegten Reliefs, eher ungeeignet sind. Auf Grund des gestiegenen Leistungspotentials und dem damit verbundenen hohen Anspruch an die Nährstoffversorgung in der heutigen (konventionellen) Viehwirtschaft eignet sich das Heu von Trocken- und Halbtrockenrasen in der Regel ohnehin nicht als Futter (JÄGER & FRANK 2002).
Quellen
JÄGER U. und FRANK D. (2002): 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen). in: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, 39. Jahrgang 2002 Sonderheft; S. 90-101